D. Jakštaitė

Žemaitija (Niederlitauen). Menschen und Kultur

Die im Nordwesten Litauens befindliche Region Žemaitija (dt. Samogitien) unterschied sich zu jeder Zeit von den anderen ethnografischen Gebieten. Der Name verweist auf das litauische Wort „Žemė“ (dt. Erde) oder žemai (dt. unten) hin. Die Eigenarten der Žemaiten begannen sich sehr früh herauszubilden, genauer gesagt, als sich die Gruppen der West- und Ostbalten trennten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die kulturelle Abgeschiedenheit der Niederlitauer durch historische und politische Umstände noch weiter verstärkt – Niederlitauen gehörte erst dem Deutschen Orden an und wurde später an das Großfürstentum Litauen angeschlossen, wobei sich die Žemaiten umfängliche Autonomierechte erkämpften.

Die Niederlitauer waren die letzten Heiden Europas bis zu ihrer Christianisierung im Jahr 1413. Der Vorgang war nicht leicht meistern, denn die getauften Žemaiten kehrten immer wieder zu ihren alten heidnischen Bräuchen zurück. Das erklärt auch ihren eigensinnigen Charakterzug, denn man sagt ihnen nach, sehr würdevoll, hartnäckig und sogar kriegerisch zu sein. Markant ist auch ihr Dialekt, der sich stark von anderen litauischen Mundarten unterscheidet und selbst für Südlitauer schwer verständlich ist. Ihr Dialekt ähnelt der lettischen und der bereits ausgestorbenen altpreußischen Sprache.

Bekannt ist die Region besonders für ihre Töpferkunst und ausgefallenen Faschingstraditionen. Bis heute haben die Žemaiten ihre ethnische Identität erhalten und verlegen Zeitschriften, Bücher und schließen sich in Gemeinschaften und Verbänden zusammen, um ihre Traditionen noch lange zu bewahren.