P. Rakštikas

Kleinlitauen (Mažoji Lietuva). Menschen und Kultur

Kleinlitauen ist eine äußerst eigentümliche ethnografische Region Litauens, das unter dem deutschen Begriff „Memelland“, Teil des ehemaligen Ostpreußens war. Zuvor besiedelten baltische Stämme aus Litauern, Schalauern, Nadrauern und Kuren die Region, bis diese im 15. und 16. Jahrhundert in die litauische Volksgruppe der Kleinlitauer (Lietuvininkai) zusammengeschlossen wurden.

Ungeachtet dessen, dass das Land nicht Litauen gehörte, sprach die Mehrheit der Einwohner Litauisch. Die Bedingungen dazu schaffte die preußische Regierung, die es erlaubte Gottesdienste in litauischer Sprache abzuhalten und Bücher in Litauisch drucken zu lassen. Die litauische Sprache wurde, im Gegensatz zum Großfürstentum Litauen, hier zur Schriftsprache.

Für die Kulturgeschichte des Landes ist dieses Gebiet sehr bedeutend, denn die Gelehrten Kleinlitauens leisteten einen großen Beitrag zur Schaffung des modernen litauischen Staates. Neben dem ersten gedruckten Buch in litauischer Sprache – der „Katechismus“ (1547) von Martynas Mazevydas, wurde auch die Bibel hier erstmalig ins Litauische übersetzt. Die Werke kleinlitauischer Schriftsteller gehören heute zu den Klassikern der litauischen Literatur.

Nach der großen Pest von 1709 bis 1711 begann die deutsche Besiedlung Kleinlitauens, was gleichwohl zum Aussterben der ursprünglichen Gemeinschaften führte. Die hölzernen Grabdenkmäler „Krikštai“, eigentümliche Trachten, die Handwerkskunst und traditionelle Bräuchen sind teilweise erhalten geblieben. In Klaipeda ist der deutsche Einfluss besonders in der Fachwerk-Architektur erkennbar.