Wenn Sie mit einem Litauer ins Gespräch kommen, wird er Ihnen oft mit Stolz erklären, dass es eine Zeit gab, in der „bärtige Litauer ihre Pferde am Schwarzen Meer zur Tränke führten“ – das stimmt. Denn vor mehr als 300 Jahren war das Großherzogtum Litauen eines der größten Länder der Welt, das sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckte. Im Jahre 1236 besiegte der damalige litauische König Mindaugas, den Orden der Schwertbrüder und einte die litauischen Volksstämme. Sein Werk wurde durch den litauischen Großfürsten Gediminas fortgesetzt. Er schwor dem Papst die Treue und ging zum Wohle des Volkes eine Vielzahl nützlicher Unionen ein.
Im Laufe seiner Regenschaft baute er einen Staat auf, der verschiedene Nationalitäten und Religionen miteinander vereinte. Sein Erbe ging an Vytautas den Große über, der voller Tatendrang die Union erweiterte und das Großherzogtum Litauen bis zum Schwarzen Meer ausweitete. Dank ihm galt Litauen im 15. Jahrhundert als „die Mitte Europas“. Die Union bestand aus dem heutigen Litauen, Weißrussland, der Ukraine und einem Teil Polens und existierte bis 1795. Die Litauer erinnern sich gern an die glorreiche Geschichte, die in Literatur und Kunst verewigt wurde. Manche tapferen Litauer versuchen dieselbe Strecke von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer auch heute noch mit dem Pferd zurückzulegen.