R. Jakaitis

Das litauische Fünfergespann

Allein wegen dieser fünf Vögel lohnt sich ein Besuch in Litauen. Hier sieht man jene, die sich ganz und gar nicht mehr in den Westen verirren, auf unseren Wiesen und im Dickicht der Wälder ein Zuhause finden und Küken ausbrüten. Litauen nimmt auch Neulinge gastfreundlich auf: Vor einigen Jahrzehnten siedelten auch die Zitronenstelze und der Buschrohrsänger aus dem Osten hierher über und begannen zu brüten. Die beiden kleinen Vögel interessieren die professionellen Vogelbeobachter ganz besonders. Die Zitronenstelze können Sie deutlich sehen, doch dem Buschrohrsänger sollten Sie zuhören, denn die sich wiederholenden Pfeiftöne, werden mit Nebengeräuschen variiert. Das Beobachten von Vögeln ist eine aufregende Freizeitbeschäftigung. Sie können höhren und sehen, was selten jemand zu Gesicht bekommt. 

Seggenrohrsänger (Acrocephalus paludicola)

Er ist einer der seltensten Singvögel der europäischen Sperlingsfamilie. Diese vom Aussterben bedrohten Vögel findet man nur in Weißrussland, Polen, der Ukraine und Litauen. In unserem Land können sie während ihrer Brutzeit von Mai bis Juni im Biosphärenreservat Žuvintas, im Memeldelta und im Osten des Kurischen Haffs gesehen werden. Seggenrohrsänger nisten auf überfluteten Wiesen, doch das Schilf, so seltsam es auch klingt, ist für diese Vögel keine Zuflucht sondern eine Gefahrenzone.

Doppelschnepfe (Gallinago media)

Ein seltener beeindruckender Vogel, der ohne Pause, 67 600 Kilometer zurücklegen kann. Doppelschnepfen sind beim Tanzen und Singen während ihrer Hochzeitskämpfe nicht weniger ausdauernd. Wer ihr besonderes Trauungsritual zu sehen bekommt, kann sich über seinen großen Erfolg freuen und Gesängen lauschen, die an das Verstreuen von Glasperlen erinnert. Diese mystischen Geräusche erklingen erst nach Sonnenuntergang. Das ungeübte Ohr könnte vermuten, dass Außerirdische auf der Erde gelandet sind. Doppelschnepfen lassen sich am besten zu Beginn des Sommers im Memeldelta beobachten.

Buschspötter (Iduna caligata)

Noch vor kurzem war dieser Vogel aus dem Osten in Litauen gänzlich fremd. Heute kann der aufmerksame Beobachter die Buschspötter bereits auf der Kurischen Nehrung und im Memeldelta suchen. Der kleine Vogel ist grau aber sehr selten und ist deshalb für die Vogelbeobachter besonders interessant.

Zitronenstelze (Motacilla cireola)

Sie ist ein hübscher Neuzugang. In Litauen wurde sie erst vor knapp 30 Jahren entdeckt und reizt heute mit ihrer gelben Brust die Vogelbeobachter. Die Stelze mag feuchte Orte und lässt sich an Gewässern und Sumpfwiesen nieder. Nach ihrem gelben Gefieder sollte man im Juni in den Naturschutzgebieten Žuvintas und Čepkeliai, im Memeldelta sowie an den Fischteichen von Baltoji Vokė und Birvėta, Ausschau halten.

Auerhuhn (Tetrao urogallus)

Wer einmal die Hochzeit von Auerhühnern miterlebt hat, wird diesen einmaligen Anblick sein ganzes Leben lang nicht vergessen. Die konservativen Vögel veranstalten ihre Hochzeiten über Jahre am selben Ort im Wald. Sie kommen zu Frühjahrsbeginn, wenn der Frost weicht. In dieser Zeit können sie auch am besten beobachtet werden. Machen Sie aber auf keinen Fall Lärm, denn Auerhühner haben ein gutes Gehör. Jedes Knacken eines Zweiges kann sie misstrauisch machen. Der Tanz der Auerhühner lässt sich am besten im Nationalpark Dzūkija beobachten.