J. Kuniskytė / Beatos virtuvė

Traditionelle Festtafel

Den Gast zu bewirten, ist eine alte litauische Tradition. Und wir halten uns gewissenhaft daran. Der Brauch, selbst ungebetenen Gästen etwas zu Essen aufzutischen, verschwindet nach und nach, aber unsere traditionellen Feste sind ohne ausgedehntes Sitzen am Tisch, herzliche Unterhaltungen mit der Familie und viel Essen nicht vorstellbar.

Heiligabend

Das Jahr verabschieden wir stets mit 12 Gerichten auf dem Tisch, doch verzichten wir dabei gänzlich auf Fleisch, Milchprodukte und Eier. Die 12 Speisen symbolisieren die Monate des Jahres und können aus fast allem bestehen, was uns die Natur zu bieten hat: Körner, Samen und Nüsse, getrocknete Früchte, Fisch und Gemüse. Anschließenden wird das Festmahl durch eine Moonsuppe und „Kūčiukai“ gekrönt – kleine, leicht süße Kugeln aus Hefeteig und Mohn.

Menschen, die uns am nächsten stehen werden zum Essen eingeladen und auch ein leerer Teller wird auf dem Tisch platziert– es könnte ja sein, jemand klingelt an der Tür. Die Heilige Nacht ist die geheimnisvollste des Jahres. Glaubt man den Sagen der alten Heiden, können an diesem Abend alle Tiere sprechen, das Brunnenwasser verwandelt sich zu Wein und auch Weissagungen und Träume gehen in Erfüllung.

Ostern (März-April)

Beim litauischen Osterfest gilt die Hauptaufmerksamkeit den Ostereiern. Die gefärbten und aufwendig verzierten Eier symbolisieren Wiedergeburt und neues Leben. Es gibt unzählige Technologien für die farbige Gestaltung– vom anspruchsvollen Schälschnitt und der Wachsmalerei bis hin zu alten Methoden, bei dem die Eier in einem Zwiebelschalen-Sud gekocht werden. Eier gehören als Hauptgericht auf jede litauische Festtafel, denn nach jedem Mahl erfolgt der Wettstreit, um das stärkste Osterei: Alle Anwesenden erhalten jeweils ein Ei, das im Uhrzeigersinn, mit dem Ei des Nachbarn, aneinandergeschlagen wird. Wer das letzte heile Ei in der Hand hält gewinnt.

Fasching

Den Winter vertreiben wir von unseren Höfen und Straßen, nach alter Tradition, mit Eierkuchen. Früher sagte man: „Wenn du am Faschingstag viel isst, wirst du das ganze Jahr über satt, feist und stark sein!“ Doch sollte man an diesem Tag mindestens 7-mal und höchstens 12-mal essen und dabei gilt – so viel Fett wie möglich! Ob Kohl, Kartoffelwurst, Fleisch, Würste, gefüllte Teigwaren und natürlich Eierkuchen und Kartoffelpuffer – mit Quark, Fleisch, verfeinert mit Pilzfüllung oder versüßt mit Marmelade.

„Riestainis“ vom Kaziukas-Jahrmarkt

Das erste Wochenende im Frühjahr ist dem hartgebackenen Kringel „Riestainis“ gewidmet. Das Knabbergebäck wird auf einer Schnur zum Beispiel auf dem jährlich stattfindenen Kaziukas-Jahrmarkt verkauft. Auf dem Nachhauseweg legen wir uns die Kringelkette gern um den Hals. Der Riestainis schmeckt am besten zu heißem Tee.