Kultur & Identität
Litauen ist ein Land, das vor Jahrtausenden von Jahren von Menschen geschaffen wurde. Im Jahr 1009 wurde unser Land zum ersten Mal schriftlich erwähnt, doch die ersten Einwohner, so die Meinung der Wissenschaft, tauchten hier bereits vor 10 000 bis 9 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung auf. 7000 Jahre später gelangten die baltischen Völker zur Ostsee.
Heute sind wir umgeben, von den Wurzeln unsere Vorfahren, ihren Erfahrungen, Erlebnissen und Kriegen. Wir schätzen die Schöpfer und Verteidiger unseres Landes, die Erbauer der Städte, die Träger von Wissenschaft und Kultur – jene – die stets an unserer Identität arbeiteten und Kraft aufbrachten, diese lebendig zu erhalten, denn leider wurde oftmals der Versuch unternommen, unsere Identität zu vernichten. Zum Glück ohne Erfolg. Niemand kann die Wirren der Geschichte nachvollziehen, doch die vielen Legenden, Sagen, Geschichten und Erzählungen verleihen uns bis heute Kraft.

Schriftlich wurde Litauen zum ersten Mal in historischen Quellen aus dem Jahre 1009 erwähnt. Seitdem ist viel passiert. Der moderne litauische Staat wurde am 16. Februar 1918 mit der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung gegründet. Das Originalexemplar der Erklärung ist verschollen, doch eine weitere Ausführung wurde von dem Professor Liudas Mažylis Ende März 2017 im politischen Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin wiedergefunden und kann heute im Signatarenhaus (lit. Signatarų namai) besichtigt werden.

Alles dreht sich um Basketball. Es erscheint, als wäre die Leidenschaft für den Sport, wie eine zweite Religion für uns. Seit über 80 Jahren ist Basketball der Nationalsport Litauens und ohne rot zu werden, kann behauptet werden, dass unsere Spieler zu den Besten der Welt gehören! Wenngleich für den Rest der Welt sehr schwierig ausgesprochen, werden die Nachnamen unserer Spieler, bei Basketballwettkämpfen in der ganzen Welt mit Respekt erwähnt. Zu den großen Sportidolen des Landes zählen Šarūnas Marčiulionis, Arvydas Sabonis und Šarūnas Jasikevičius, der für seine besonders emotionalen Ausbrüche bekannt ist.

Wussten Sie, das Vilnius eine der wenigen europäischen Hauptstädte ist, über die man mit einem Heißluftballon aufsteigen kann? Wenn ein leichtes Lüftchen weht, steigen die sanften Riesen wie farbige Seifenblasen über den roten Ziegeldächer und Kirchturmspitzen von Vilnius auf. Manchmal schweben sie so tief, das es den Anschein erweckt, als müssten Sie nur den Arm heben, um den Korb zu ergreifen und in die atemberaubende Höhe mitgezogen zu werden.

Im Jahre 1579 wurde die Universität von Jesuiten gegründet und vom König Polens und litauischen Großfürsten Stephan Báthory eingeweiht. Unsere Universität ist die größte des Landes und älteste Bildungseinrichtungen in Mittel- und Nordeuropa, in der seit mehr als 400 Jahren gelehrt, geforscht und gearbeitet wird. In ganz Europa war die theologische Fakultät der Vilniaus Universitetas für ihre hochmodernen Wissenschaften bekannt. Heute besteht sie aus zwölf Fakultäten, acht Universitätsinstituten sowie zehn Studien- und Forschungszentren und hat sich eine internationale Reputation unter Studenten und Wissenschaftlicher errungen.

„Alle Vögel sind schon da, alle Vögel, alle! Welch ein Singen, Musizieren, Pfeifen, Zwitschern, Tirilieren!“ Bei uns wird das deutsche Frühlings- und Kinderlieder von August von Fallersleben erlebbar! Wohin das Auge blickt – Auerhühner, Birkhühner, Brachpieper, Dreizehenspechte, Grauspechte, Heidelerchen, Kraniche, Nachtschwalben, Rauhfusskauze, Wespenbussarde und viele mehr – eine solche Vogelschar können Sie nur in Litauen erleben. Selbst die Monate sind nach Vögeln benannt, der Sommermonat Juni ist beispielsweise der Taube (lt. Balandis) gewidmet. Auch feiern wir den „Tag der Feldlerche“ oder den „Tag der Saatkrähen.“

Bernsteine sind ein wahres Naturphänomen, dass sich vor 50 Millionen Jahren ereignete. Sicher wissen Sie, dass der Großteil unseres Planeten aus Wäldern und Wasser bestand und die Kombination dieser Elemente den heutigen Bernstein hervorbrachte: Von den Bäumen tropfte das Harz in die Gewässer und wurde über die Flüsse ins Meer gespült. Ein langer Weg, der nicht nur Bernsteine in unterschiedlichen Größen entstehen ließ, denn auch wurden ganze Insekten, Nadeln, Grasstücke oder farbige Erdstückchen in den Stein eingeschlossen. Viele Jahre lag das Harz dann einsam am Boden der Ostsee und verwandelte sich zu unserem Ostseegold.

Wir müssen Sie leider enttäuschen – in einer Woche werden Sie es nicht schaffen unsere Sprache zu lernen. Die litauische Sprache gehört zu den Ältesten der Welt und ist Teil der indogermanischen Sprachfamilie. Sie ist der klassischen indischen Sprache – dem Sanskrit, dem antiken Latein sowie dem Altgriechischen sehr ähnlich. Heute gibt es leider nur noch vier Millionen Muttersprachler weltweit. Das macht uns einzigartig, aber auch ein wenig einsam. Zu unseren größten Leidenschaften und Talenten gehört daher die Linguistik. Fast jeder Litauer spricht mehrere Fremdsprachen fließend und die Bewahrung unserer Sprache liegt uns besonders am Herzen. Eigens dafür haben wir eine Sprachkommission gegründet, die sich bemüht, Regeln für neue moderne englischlastige Worte aufzustellen.

Unser christlicher Wallfahrtsort in der Nähe des Städtchens Šiauliai hat eine dramatische Geschichte hinter sich. Auf dem Hügel befand sich eine mittelalterliche Burg, die jedoch vom Deutschen Orden im Jahre 1348 niedergebrannt wurde. Die Burg verschwand, doch der Hügel blieb. Viele Legenden ranken sich um die Entstehungsgeschichte, doch begannen die umliegenden Bewohner in der Mitte des 19. Jahrhunderts damit, Kreuze auf dem Hügel aufzustellen. Sie wollten verstorbenen Menschen gedenken und Gott auf die Weise um Gesundheit und ein langes Leben bitten.

Litauen hat über das Jahr hinweg vier unterschiedliche Gesichter. Wenn Sie uns im Frühjahr besuchen wollen, dann seien Sie nicht überwältigt von den Schneemaßen oder der Eiseskälte auf die Sie treffen könnten. Auch wir freuen uns immer auf den Frühling, denn nach einem langen Winter können wir endlich wieder in die freie Natur und den Geruch treibenden Knospen genießen. Der Frühling weckt unsere Sehnsucht auf Reisen und die Lust auf Abenteuer.

Litauen ist kleines Land mit großen Ambitionen. Die Litauer waren schon immer ein Volk, das viele Träume und Ideen hatte. Wir sind weit entfernt von den großen Wissenschaftszentren in Europa und der Welt, doch haben wir unsere eigenen kreativen Köpfe, auf die wir in der Vergangenheit und auch heute stolz sind. Es gibt nicht so viele von uns, aber wir sind ehrgeizig und übertreffen andere in so manchen Dingen. Zum Beispiel konstruierte Antanas Gustaitis im Jahre 1925 das erste Einsitzer-Flugzeug, den ANBO I. Das litauische Luft- und Raumfahrttechnologieunternehmen entwickelt heute Satelliten, wie den „LituanicaSAT.“ Weltweit Anerkennung finden auch die in Litauen hergestellten Lasersysteme, die unter anderem von der NATO genutzt werden.

Wenn Sie mit einem Litauer ins Gespräch kommen, wird er Ihnen oft mit Stolz erklären, dass es eine Zeit gab, in der „bärtige Litauer ihre Pferde am Schwarzen Meer zur Tränke führten“ – das stimmt. Denn vor mehr als 300 Jahren war das Großherzogtum Litauen eines der größten Länder der Welt, das sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckte. Im Jahre 1236 besiegte der damalige litauische König Mindaugas, den Orden der Schwertbrüder und einte die litauischen Volksstämme.

Bei uns gibt es Orte, an denen die Zeit quasi stillsteht. Ein Kontrast, der uns daran erinnert was wir über die letzten Jahre und Jahrhundert geschaffen haben und was noch zu bewältigen ist. Unseren eigenwilligen Glauben kann uns jedoch niemand nehmen. Wir waren Anhänger des Heidentums, ein Natur verbundener, authentischen Glauben, der vor der Einführung des Christentums, das Leben der alten Balten bestimmte. Als die Herrscher Litauens im 14. Jahrhundert zum Christentum konvertierten, verblasste auch das Heidentum. Die eigenwilligen Niederlitauer widersetzten sich der Taufe jedoch bis zum 15. Jahrhundert. Zu unseren Göttern gehörte beispielsweise, die Sonnengöttin Saulė oder Perkūnas, der Krieger der Gerechtigkeit und Donnergott, der die Ungehorsamen mit Blitzen bestrafte.