R. Daskevičius

Kulinarische Traditionen

Sicher hat Ihnen Jemand schon vom litauischen Cepelinai berichtet – einem zeppelinförmigen Kloß aus geriebenen Kartoffeln, der mit Fleisch, Quark oder Pilzen gefüllt ist. Eine deftige Mahlzeit, die vor allem in der Winterzeit genießbar ist. Doch keine Panik – die traditionelle litauische Küche besteht nicht nur aus fettigen Klößen. Unsere landestypischen Geschmäcker können Sie am besten auf einer kulinarischen Reise durch das Land erkunden! In der Dzūkija wird man Ihnen eine „Banda“ aus Kartoffeln und eine „Boba“ aus Buchweizen backen. In der Žemaitija gibt es den Aufstrich „Kastinys“ und Zwiebelsuppe. Die Suvalkija besticht durch die geräucherte Presswurst „Skilandis“ und in der Aukštaitija wird man Ihnen ganz sicher ein hausgebrautes Bier oder Kwas vor die Nase setzen. 

Duona – Schwarzbrot

Ein eigenes, sorgsam mit den Händen geknetetes und zwischen heißer Glut gebackenes Brot, das warm auf Tisch landet – riecht und schmeckt anders. Sie glauben es nicht? Dann sollten Sie unbedingt eine der hiesigen Bäckereien aufsuchen und sich selbst mit dem Backen eines echten litauische Schwarzbrots beschäftigen. Die warmen Brotscheiben harmonieren wunderbar mit geräucherter Wildschweinswurst, kleinen Stückchen des Skilandis oder dem originellen Aufstrich Kastinys. 

Varškės sūris – Quarkkäse

Wir sind keine Franzosen, aber Käse mögen wir sehr. Er wird bei uns aus frischem Quark hergestellt, der nach grünen Wiesen und Wäldern riecht. Der Käse kommt bei uns entweder frisch, gebacken, geräuchert oder getrocknet auf den Tisch und wird meist mit Gewürzen und Kräutern verfeinerten oder zu Honig gegessen. Bei dem Besuch eines litauischen Gehöfts können Sie die Geheimnisse und Zubereitung eines echten „varškė sūris“ erlernen. Die gastfreundlichen Gutsbesitzer werden Sie mit den leckersten Käsesorten bewirten und vielleicht sogar darum bitten, eine Ziege zu melken.

Šaltibarščiai – Rote Bete Suppe

Den echten Geschmack der litauischen Küche werden Sie verspüren, wenn Sie die beliebteste litauische Suppe „Saltibarsciai“ kosten. Die Zubereitung der kalten Rote-Bete-Suppe ist besonders leicht! Das schockierende Rosa entsteht durch den Saft der marinierten Bete. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der unglaublich frischen Geschmack des Kefirs, der zu den weltweit gesündesten Produkte zählt. Die Suppe wird mit Gurken, Dill, Frühlingszwiebeln und wahlweise Eiern oder Kartoffeln verfeinert. Der berühmte Gründer der „Slow Food- Bewegung“ Carlo Petrini, hat die kalte Rote-Bete-Suppe als „ästhetischste kalte Suppe der Welt“ bezeichnet.

Einen Baumkuchen backen

Ein Kuchen auf einem Spieß. Er erinnert an einen mit knusprigen oder weichen Hörnchen verzierten Kuchen. Aber viel leckerer! Den Teig für diesen Leckerbissen stellen die Hausfrauen aus mindestens hundert Eiern her, dann folgen mehrere Kilogramm Butter, Zucker und noch etwas, das jede Bäckerin als ihren besonderen Rezeptanteil hütet. Im Norden der Suvalkija schmeckt der Baumkuchen anders als in Druskininkai. Hier können Sie nicht nur selbst versuchen, einen Baumkuchenspieß zu drehen, sondern Sie können nach der Verkostung auch mehr über die Entstehungsgeschichte dieses Leckerbissens im Baumkuchenmuseum erfahren. Dieser Kuchen ist natürlich eine echte Cholesterinbombe, aber das Probieren lohnt sich.

Cepelinai – Kartoffelkloß

Dieses sättigende Gericht ist besonders lecker, wenn der Kloß aus erntefrischen Kartoffeln zubereitet wird. Die Litauer mögen es so sehr, dass sie den Kartoffelriesen das ganze Jahr über essen. Doch ein mal probiert, werden Sie schnell feststellen, warum der häufige Verzehr von „Cepelinai“ nicht empfohlen wird. Die beliebteste Variante wird mit einer Fleischfüllung hergestellt, doch gibt es auch andere Variationen, die sich besonders für Vegetarier eignen – zum Beipspiel mit Quark, Pilzen oder Gemüse. Die Cepelinai sind zum Nationalgericht Litauens aufgestiegen und werden in allen Restaurants mit „Grietine“ (Schmand) und Specksoße serviert.

Žuvys – Salz- und Süßwasserfische

Unsere unzähligen Seen und Flüsse, das Haff und die Ostsee bieten eine unglaubliche Fülle unzähliger Fischarten. In den wasserreichen Regionen unseres Landes werden Sie die sonderbarsten Fischgerichte entdecken. Im Südwesten Litauens ist man vorzugsweise Schleie, aus den hiesigen Teichen. Der Fisch wird frisch gefangen, gekocht und mit einer Sauce aus gereiften Antonow-Äpfeln serviert. Mhh, ein echter Genuss für Geschmack und Seele! Eine weitere Gaumenfreude, sind hausgemachte Fischsuppen, die Sie in den kleinen litauischen Fischerdörfchen entlang der Küste finden. Je nach saisonaler Verfügbarkeit werden die Suppen aus unterschiedlichen Fischarten zubereitet. Ihr Geschmack wird nicht nur von den Jahreszeiten bestimmt, sondern auch von der Reihenfolge, in der die verschiedenen Fischstückchen in den Topf gegeben werden. Kennen Sie auch den kleine Meeresfisch „Stint“? Dieser gilt hierzulande als Delikatesse und darf entweder gebraten, eingelegt oder geräuchert im Ganzen verschlungen werden. Die beste Gelegenheit den Stint zu probieren, bietet sich im Badeort Palanga auf dem traditionellen Fest „Palangos stinta“, das jedes Jahr im Februar stattfindet.

Daržovės – Süß-Saures Gemüse

Als es noch keine Kühlschränke gab, legte man alles, was über den Sommer angebaut wurde. Heute kommt das „Einlegen“ wieder in Mode und die alten Rezeptbücher werden wieder hervorgeholt. Viele Gutshöfe bieten spezielle Kochkurse an, in denen Sie erfahren können, welche Gemüsesorten und Kräuter sich am besten einlegen lassen. Wer es wirklich sauer mag, wird auch herausfinden können, wie man am hausgemachten Sauerteig für Schwarzbrot herstellt, mit welchen gesäuerten Getränken, sich der Durst am besten stillen lässt und welche Leckereien aus sauren Milchprodukten gebraten und gebacken werden können. Ein süß-saures Erlebnis für die ganze Familie!

Banda & Babka – Fladenbrote

Ein anderes, traditionelles Gericht ist die “Banda” – ein aus Kartoffeln und Buchweizen bestehender Fladen, der im Brotofen auf Kohlblättern gebacken wird. Einfach hergestellt und unglaublich sättigend, landete er häufig bei Großfamilien auf dem Tisch. Die süße Variante “Babka” wird aus Buchweizen hergestellt, durch Zucker angereichert und mit Honig serviert. Die Herstellung beider Kuchen kann heute in dzūkischen Gehöften beobachtet oder selbst erlernt werden.