Kleinlitauen (Mažoji Lietuva)
Es ist ein ganz anderes Land. Eine Region, die die einzigartigsten Orte Litauens beherbergt: die Kurische Nehrung, die Teil des UNESCO-Welterbes ist, das von Vogelgesang erfüllte Memeldelta, das alte Städtchen Rusnė, das Dorf Minija, auf dessen Straßen Boote fahren, das Windenburger Eck (Ventės ragas), über das der große Migrationsweg der Vögel verläuft, die alten Leuchttürme von Uostadvaris und Ventės ragas. Im Landkreis Klaipėda gibt es andere Regeln und andere Traditionen. Sie wurden vom Deutschen Orden, dem Herzogtum Preußen und dem Deutschen Reich beeinflusst. Das Rad der Geschichte hat sich weitergedreht, aber die Zeichen der Zeit sind geblieben. Sie zu spüren ist eine außergewöhnliche Erfahrung.

Kleinlitauen ist eine äußerst eigentümliche ethnografische Region Litauens, das unter dem deutschen Begriff „Memelland“, Teil des ehemaligen Ostpreußens war. Zuvor besiedelten baltische Stämme aus Litauern, Schalauern, Nadrauern und Kuren die Region, bis diese im 15. und 16. Jahrhundert in die litauische Volksgruppe der Kleinlitauer (Lietuvininkai) zusammengeschlossen wurden.

Historische Umstände, der Einfluss unterschiedlicher Nationen und die verschiedenen Religionen führten auch zu anderen Essgewohnheiten. Statt Schweinefleisch aßen die Kleinlitauer natürlich am liebsten frischen oder geräucherten Fisch, der im Memeldelta, dem Haff und der Ostsee gefangen wurden. Der auf Korbweiden aufgespießte und über dem Feuer gebratenen Hering war ein besonderer Leckerbissen.
Heute sollte man in den kleinen Städtchen entlang der Ostsee, hausgemachte Fischsuppen kosten. Je nach saisonaler Verfügbarkeit werden die Suppen aus unterschiedlichen Fischarten zubereitet. Ihr Geschmack wird nicht nur von den Jahreszeiten bestimmt, sondern auch von der Reihenfolge, in der die verschiedenen Fischstückchen in den Topf gegeben werden.

Die urige Altstadt von Klaipėda lädt zu ausgiebigen Erkundungstouren ein, bei denen Sie nicht nur einen Abstecher zum Hafen, sondern auch die Reste der Burganlage besichtigen können, das in einer sternförmigen Formation durch die Kreuzritter erbaut wurde. Die Hafenstadt besticht durch eine typisch freiheitliche Atmosphäre und Fachwerkarchitektur. Vom Hafen aus kann mit einer Fähre auf die Kurische Nehrung übergesetzt werden.
Der Geist Kleinlitauens kommt am deutlichsten in den kleineren Ortschaften zum Vorschein: In Šilutė (dt. Heydekrug) findet sich ostpreußische Architektur, ebenso wie das Wahrzeichen der Stadt – die evangelisch-lutherische Kirche. Die älteste evangelische Gemeinde im Memelland wurde in Verdainė (dt. Werden) und Priekulė (dt. Adlig) gegründet, deren reizvolle Stadtzentren erhalten geblieben sind.