Gotik
Als Europa spitze Türme in den Himmel wachsen ließ, haben die Litauer Krieg geführt. Die aus Feldsteinen gemauerten Burgen eigneten sich besser zur Verteidigung gegen Feinde als elegante, zerbrechliche Türmchen. Diese entstanden erst nach den großen Schlachten, als zur gleichen Zeit in Litauen das Christentum eingeführt wurde. In den Städten begann man mit dem Bau von Kirchen, Rat- und Zunfthäusern.
Zu den schönsten und majestätischen Bauwerke dieser Zeit gehören die legendäre Wasserburg von Trakai, die St. Annenkirche in Vilnius sowie die Vytautas-Magnus-Kirche und die Kirche der Heiligen Gertrud in Kaunas. Die litauische Gotik erreichte uns recht spät, aber umso origineller und spezifischer wurde der Stil in Litauen umgesetzt. Sie legte den Grundstein für die weitere Entwicklung der Architekturstile.

Von der Burg auf dem Berg nahm Vilnius seine Anfänge. Nach der Jagd in den Wäldern von Šventaragis, ermüdet von der langen aber erfolgreichen Jagd, beschloss der Großfürst Gediminas an einem Hügel zu übernachten. In seinem Traum sah er auf dem Berg einen eisernen Wolf, der den Mond anheulte. Am nächsten Tag erinnerte er sich an diesen ungewöhnlichen Traum und bat den weisen heidnischen Priester Lizdeika, das Geheimnis des Traumes zu deuten. Sein Urteil: „Lass geschehen, was die Götter für den Herrscher und für den Staat Litauen bestimmt haben! Errichte eine Stadt, die dem Lande würdig ist.“ Gediminas ließ hier Ende des 13. Jahrhundert eine Holzburg errichtet, die jedoch Anfang des 15. Jahrhunderts durch ein Feuer zerstört und wieder aufgebaut wurde. Die Burg erhielt eine hohe Festungsmauer mit drei Türmen und einem Palast im Stil der Gotik. Heute ist vom einstigen Anwesen nur eine Ruine übrig – der Westturm, von dem sich aus sich eine herrliche Aussicht auf den Palast, die umliegenden Parks und Hügel und das sich ständig verändernde Gesicht unserer Hauptstadt eröffnet.

Zu den beliebtesten Geschichten in Vilnius gehört, die des französischen Heerführers Napoleon, der auf seinem Weg durch Vilnius auch an der St. Annenkirche vorbeikam. Der Kaiser war so entzückt von der Kirche, dass er sie „am liebsten auf der Handfläche nach Hause tragen wollte.“ Leider hinderte sein Entzücken die Soldaten nicht daran, das Heiligtum zu beschädigen und zu berauben. Die Backsteine konnten aber zum Glück nicht abgetragen werden uns so blieb die, zu Beginn des 16. Jahrhunderts errichtete St. Annenkirche als wunderbares Beispiel für die litauische Gotik erhalten.

Das Bild der unteren Burgstraße (Pilies gatvė) in Vilnius wird von der Gotik bestimmt. Die Vilniusser Altstadt zählt 283 Häuser dieses Baustils. Die meisten von Ihnen sind rechteckig und stehen mit dem Rücken zur Straße. Betreten kann man sie über den Hof oder den Torweg. Noch besser eröffnet sich die Gotik in den unterirdischen Gewölben der alten Straßen von Vilnius, denn vom Zahn der Zeit wurden sie am wenigsten berührt.

Die archaischste Kirche von Vilnius im Stil der Frühgotik ist gleichwohl die älteste römisch-katholische Steinkirchen Litauens. Es wird vermutet, dass sie von Franziskanern Mönchen erbaut wurde, die vom litauischen Großfürsten Gediminas eingeladen wurden. Die gotischen Züge der Kirche sind fast unverändert, doch hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen. Die Kirche erhielt im 18. und 19. Jahrhundert einige Stilelemente des Barocks, Fensteröffnungen wurden herausgebrochen, ein Turm und eine Küsterei wurden dazu gebaut und sie erhielt barocke Altäre, eine Orgel und auch ein Rokoko-Orgelchor.

Sie die ohne Frage, die schönste und majestätischste gotische Burg in Litauen und diente als prächtige Residenz des Großfürsten Litauens und als Ort für herrschaftliche Feste. Ende des 16. Jahrhunderts wurde darüber hinaus ein Gefängnis für ungefügige Adelige eingerichtet. Nach einer aufwendigen Restaurierung hat die Burg ihr aus dem 15. Jahrhundert zurückerhalten und ist heute eine der größten Besuchermagnete über das ganze Jahr hinweg.
Die Burg können Sie entweder über eine 300 Meter lange Holzbrücke oder mit dem Boot erreiche. Das Museum in den Räumen der legendären Inselburg erinnert an die majestätischen Zeiten der litauischen Herrscher. Es ist das beliebteste Museum des Landes, dass die Geschichte der ehemaligen Residenzstadt Trakai und der mittelalterlichen Befestigungsanlagen erzählt sowie die angewandte Kunst jener Zeit präsentiert.

Am Zusammenfluss von Memel und Neris inmitten der Kaunasser Altstadt erhebt sich die romantische Burg aus roten Ziegeln. Historiker sind der Meinung, dass es sich um die älteste Mauerburg Litauens handelt, die besonders für ihre Größe, Stabilität und Modernität zur damaligen Zeit berühmt war, denn sie verfügte über zwei Festungsmauern. Die Burg und ihre mutigen Verteidiger versperrten dem Deutschen Orden den Weg, die tiefer ins Landesinnere und nach Vilnius gelangen wollten. Die Burg bildet auch den Grundstein für die Stadt Kaunas. Statt Kämpfe werden heute Musikfestspiele ausgetragen und Theaterstücke aufgeführt. Die Burg beherbergt eine Abteilung des Stadtmuseums Kaunas, dass sich auch über Ihren Besuch freut.

Es ist ein besonders Haus, das den Geist des Mittelalters und der Gotik in Kaunas bewahrt und zu den wertvollsten Gebäuden der Spätgotik in Litauen zählt. Den Legenden zufolge wurde hier eine Statur des Donnergottes Perkūnas in den Wänden gefunden, Forscher aber behaupten, dass das Haus seinen Namen erst später erhielt. Gebaut wurde aus wirtschaftlichen Zwecken von einem wohlhabenden Stadtbewohner. Heute gehört das Haus des Perkūnas den Jesuiten, die zu Bildungsprogramme in den beeindruckenden Räumlichkeiten einladen.

Laut einer Legende hat der litauische Großfürst Vytautas der Stadt Kaunas ihre älteste Kirche geschenkt. Der geschlagene Fürst, der um ein Haar im Fluss ertrunken wäre, schwor der Heiligen Jungfrau Maria, am Flussufer eine Kirche zu errichten. Ihr sich nach oben verjüngender Turm ist in der Stadt gut sichtbar, das gotische Interieur ist jedoch nicht erhalten: Das Heiligtum wurde über die Jahrhunderte nicht nur von Kriegen, sondern auch vom Hochwasser verwüstet.

Reparaturen und Rekonstruktionen haben die gotische Authentizität der Kirche der Heiligen Gertrud nicht zerstört. Die zwischen hohen Gebäuden versteckte Kirche bewahrt eine besondere Atmosphäre und wird seit über 500 Jahren von den Gläubigen aufgesucht.

Von Kriegen und vom Hochwasser beschädigt, steht sie als stiller Zeitzeuge im Namen der litauischen Geschichte Litauens völlig allein im Memeltal. Gottesdienste in Zapyškis findet meist in einer der jüngeren Kirche im Örtchen von Zapyškis statt, die jedoch den gleichen Namen tragen. Die authentische Kirche im Stil der Gotik, die inmitten grüner Wiesen am Flussufer steht, ist bei Touristen und Fotografen beliebt. Hier finden Konzerte und das traditionelle Drachenfestival statt.